Eine billige Puppe: der sogenannte

" Poupard "

par Albert BAZIN

 

 

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Der Poupard ist steif wie ein Knüttel, hat keine Beine, oft keine Arme. Warum hat er denn so lange neben der hübschen Puppe festgehalten ?

Wahrscheinlich kommt er von diesem grob gestalteten Kegel. Er zeigt auch, wie die Neugeborenen damals in Windeln eingewickelt waren, damit ihre Glieder nicht krumm wurden. Und damit hat man den Hauptgrund seines Erfolgs : er ist wie ein Baby für das Kind.

Der Poupard verbreitet sich überall : die Modellierung ist bekannt, die Rohmaterialen ( Papierabfälle, Karton, ab und zu Gips ) findet man überall und sehr billig. Der Poupard wird beim Volk beliebt und vor allem auf dem Lande : mitten im 19. Jahrhundert, 1861 ZB , sind die Bäuer 71% der französischen Bevölkerung.

Für eine Bäuerin hat der Poupard ein einfaches Aussehen, unschuldig und nicht anspruchsvoll wie diese hochnasigen Puppen in der Stadt. Dazu noch ist er nicht empfindlich - obwohl wasserscheu - und sehr billig.

Die problemlose Ausstattung ist der zweite Grund seines Erfolgs. Die manchmal naïv bemalten Kleidungen sind sehr vereinfacht. Und wenn sie genäht sind, haben sie dieses " zu Hause Handgemacht "-Aussehen und von der letzten Mode ist gar keine Spur. Sie sind aus guter Wolle oder echter Baumwolle, nie aus teuerer Seide, die den Mädchen Luxusgeschmack geben könnte. Denn, den Eltern nach, soll die Spielsache in erster Linie moralisch sein. Für die Kinder ist es ganz anders : Mit einem unempfindlichen Poupard zu spielen bedeutet frei zu spielen !

 

 

- Der Verfall

Der Poupard hatte zahlreiche Vorteile. Hat er sich fortschreitend entwickelt ? Ja, und genauso wie die Puppe, durch die Bewegung, die ihn lebendig machte.

1844 wollte Rousselot ihn in einen mechanischen Poupard umwandeln (Patent Nr 228 vom 15. Oktober ) mit einem Körper aus hohlem Karton, einer in Deutschland herstellten Büste mit emaillierten Augen und Zähnen, und Armen und Händen aus mit Leder bedecktem Eisendraht. Das Ganze war auf einem Radsatz aus Eisen befestigt mit drei Rädern,die eine Kiste tragen, worin eine Federkraft die Räder in Bewegung setzte. Ein Schnur bewegte die Arme hoch und nieder.

Dieser bewegliche Poupard ist mit blauem Wollstoff angezogen. Er hat eine Schürze aus feiner weisser Baumwolle, mit blauen Bändern verziert, und über die Kappe eine Kapuze aus dem gleichen Stoff wie das Kleid, mit einer Feder und einer versilberten Borte. In seiner rechten Hand trägt er eine Handtrommel.

1857 bietet Dehais-Laforest verschiedene Poupards an. 1861 verkündet Hiecmann-Bataille, Hersteller von Lederpuppen, nackt und bekleidet, drehende und schreiende Poupards. 1861 bietet Chalte-Leborgne Poupards aus Karton an. 1866 stellt Besse ( früheres Haus Raymondet ) Kinderspielsachen her, Puppen und Poupards in Bewegung, und verkauft sie. 1867 patentiert Louis Danjard ( Patent Nr 76.201 vom 25. April ) Köpfe mit Kappe oder Poupards. Alles umsonst.

1857 bringt das Jumeau-Baby eine unübersehbare Veränderung und Rossolin schreibt in seinem Bericht über die Spielsachen : " Fast alle Puppenarte wurden auf der Messe ausgestellt, mit einigen Ausnahmen, ZB die sehr billige Puppe aus modelliertem Karton und der alte Poupard. Diese obwohl ganz billigen Produkte sind jetzt vernachlässigt und die Kunden bevorzugen andere, die viel feiner gefertigt sind und doch nicht viel teuerer. "

Die Bedürfnisse sind anders geworden, die Spielsachen auch.1889 ist der Poupard als Puppe der Armen gesehen. 1900 schreibt der Berichterstatter " Die Besucher der Weltausstellung konnten eine zahlreiche Kollektion bewundern : Puppen, Babies,Mignonetten, vom Poupard zu " un sou" ( einem Pfennig ) bis zu den schönen fein angezogenen Puppen zu 100 oder 150 Francs, die sprechen, singen, Augen und Kopf bewegen können. "

Und die Koustari, Russen, halb Handwerker, halb Bäuer, stellen Puppen zu 4 Pfennig aus. Und diejenigen aus Siam, erstaunlich lebendig und realistisch, sind für 6 oder 7 Pfennige verkauft

Diese niedrige Preise interessieren die grossen Warenhäuser, die diese Puppen in ihren Katalogen einschreiben : denn die billigen Produkte werden besser verkauft und bringen mehr Geld.

Circa 1894 bieten sie die " Windelnbabies " an, halb Poupards ( Kopf und Körper aus Pappe ), halb Neugeborene mit Armen und Windeln. Frau Henriette Le Montreer patentiert eine Marke " Le Trottin " ( Der Laufende ).

In einer patriotischen Bewegung führt der erste Weltkrieg zu einer Wiederentdeckung des Poupards. Im Buch " Die moderne französische Kunst " ( Die Spielsachen in Frankreich ) 1916 kann man lesen : " Die beim Volk geliebte Puppe gibt es nicht. Alle kennen den hässlichen Poupard zu 13 Pfennig, diesen ungestalten Zwerg aus bemaltem Karton, kegelförmig, mit einem komischen Kopf, schwarzen Haaren, runden Augen und zwei breiten roten Flecken auf den Backen. Und doch ist dieser Poupard geliebt ! Und dieser Liebling wird angezogen, ausgezogen, geküsst und ins Bett mitgebracht ... von tausenden armen Kindern, deren Eltern Spielsachen nur im Basar oder beim Hausierer kaufen. "

Es war aber nichts mehr zu machen und der Poupard war schon lange zum Verschwinden verurteilt.

Mit versteckter Zärtlichkeit und kindlichen Rührungen gefüllt lebt der Poupard immer noch Dank den wenigen Sammlern, die ihn suchen, retten, schützen und lieb haben.

Albert BAZIN

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Deutsche Übersetzung von Sylvie PINGARD

< jp.Sylvie.PINGARD@wanadoo.fr >

 

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